Für ein menschliches Miteinander

Wir alle haben den Wunsch nach sozialer Teilhabe und nach einer Umgebung, in der wir uns wohlfühlen. Menschen, die aufgrund einer Erkrankung oder Einschränkung auf gesellschaftliche Barrieren stoßen, unterstützt die Träger gGmbH dabei, sich diesen Wunsch zu erfüllen: Wir nehmen die Bedürfnisse jedes und jeder Einzelnen in den Blick und stehen mit individueller Hilfe zur Seite. So schaffen wir Räume für mehr Teilhabe – Räume des Miteinanders und des Füreinanders.  

Um Menschen unterstützen und ihnen gute Lebensorte bieten zu können, braucht es die Zusammenarbeit: Wir beteiligen uns an der Versorgung im Bezirk, schließen Kooperationen mit anderen Einrichtungen und Diensten und engagieren uns auch überregional für psychiatriepolitische Belange. So werden wir neben den individuellen Bedarfen auch allgemeinen strukturellen Anforderungen gerecht und gestalten sie mit.  

Die Träger gGmbH ist Mitglied des Paritätischen Wohlfahrtsverbands, Landesverband Berlin, und des Gemeindepsychiatrischen Verbunds Berlin-Reinickendorf e.V.

Unser Leitbild

Die Integration aller ermöglichen
Wir unterstützen Menschen dort, wo sie leben. Wenn sie, trotz anhaltender Beeinträchtigungen, im eigenen Stadtteil in einem vertrauten sozialen Umfeld wohnen, arbeiten und leben können, sehen wir unser Ziel erreicht.

Lange Zeit waren viele Betroffene gezwungen, Hilfsangebote wahrzunehmen, die weit außerhalb ihres Lebensmittelpunktes lagen. Manche mussten in Kliniken verbleiben, weil sie nicht in die vorhandenen Betreuungskonzepte passten.

Dadurch wurden viele Menschen dauerhaft ausgegrenzt, besonders diejenigen mit schweren Beeinträchtigungen. Ein Missstand, der seit einigen Jahren mit einer engen Kooperation angegangen wird: Alle Einrichtungen und Dienste haben sich verpflichtet, die Unterstützung gemeinsam zu arrangieren. Jeder soll vor Ort angemessene Unterstützung erhalten. Niemand soll wegen Art, Schwere oder Dauer seiner Beeinträchtigung von Leistungen ausgeschlossen sein.

Innerhalb dieses Hilfesystems begleiten wir besonders auch die stark benachteiligten Menschen. Werden sie aufgefangen, so unsere Erfahrung, nützt das auch denen, die weniger beeinträchtigt sind. Damit Menschen mit Handicaps ein möglichst normales Leben führen können, brauchen sie den Respekt anderer. Wo immer abwertende Haltungen auftauchen, werben wir für ein Zusammenleben mit Toleranz und Rücksicht – auf beiden Seiten, in immer neuen Anläufen.

Die Individualität jedes Einzelnen respektieren
Wir wollen ein Leben nach eigenen Bedürfnissen ermöglichen. Dafür schaffen wir Lebensräume, die sich an den Wünschen der Nutzer ausrichten und die ihrer Individualität gerecht werden sollen. Dabei gehen wir mit den Grenzen der Individualität bewusst um.

Um sich wohl zu fühlen, möchte jeder nach eigenen Gewohnheiten leben können. Wer Nachtmensch ist, aber immer früh morgens geweckt wird, leidet. Wer Einzelgänger ist, aber ständig in Gruppen leben muss, ebenso. Daher gehen wir auf die Bedürfnisse unserer Klienten ein. Ihre individuelle Persönlichkeit zu schützen ist unser Ziel. Dafür lernen wir jeden Einzelnen genau kennen, seine Vorlieben und Möglichkeiten wie seine Lebensgeschichte. Wir fordern von uns, jedem offen und respektvoll zu begegnen, auch dann, wenn wir seine Werte und Lebensziele persönlich nicht teilen.

Zugleich achten wir auf die Grenzen der Individualität. Sie beginnen, wenn ein Verhalten die Integration in das gegebene Umfeld verhindert. Gefährdet jemand krankheitsbedingt andere oder sich selbst, sehen wir es als unsere Aufgabe, klare Regeln zu setzen; dies geschieht dann in Absprache und unter Kontrolle anderer beteiligter Personen und Einrichtungen.

Eine dauerhafte Begleitung gewährleisten
Wir wollen Rückhalt in einer stark verunsichernden Lebenssituation sein. Das Vertrauen, das dazu nötig ist, versuchen wir uns durch verlässliche Begleitung zu verdienen.

Sich immer neu erklären müssen, ständig wechselnden Helfern die eigenen Probleme und Wünsche beschreiben müssen – das ist für viele Hilfsbedürftige eine leidige Erfahrung. Durch verbindliche persönliche Beziehungen stellen wir die Weichen, dass sich ein Miteinander entwickelt. So kann das Vertrauen entstehen, mit dem sich gemeinsam schwierige Alltagssituationen meistern lassen.

Dabei sind wir uns der Schattenseiten solcher zwangsläufig persönlichen Bindungen bewusst. Es können sich Abhängigkeiten aufbauen, die den Weg zu mehr Selbständigkeit erschweren. Deshalb reflektieren wir regelmäßig die einzelnen Betreuungsverhältnisse, um Fehlentwicklungen frühzeitig entgegen zu wirken.

Die Betreuung soll nicht länger binden als unbedingt notwendig. Wir regen an, unsere Begleitung zu beenden, wenn sie nicht mehr erforderlich ist.

Eine zuverlässige professionelle Zusammenarbeit arrangieren
Gute Rehabilitation und Behandlung umfassen verschiedene Formen der Unterstützung. Alle Einrichtungen und Dienste müssen bei der Hilfeplanung an einem Strang ziehen. Daher arbeiten wir in einem regionalen Hilfesystem mit Anderen zusammen.

Wohnung, Arbeit, Freizeit – das Leben spielt sich immer an verschiedenen Orten ab. In jedem Bereich gelten eigene Anforderungen. Für die Helfer bedeutet das: Sie müssen für die einzelnen Felder eine jeweils geeignete Unterstützung bereithalten. Gleichzeitig sollten diese unterschiedlichen Hilfsangebote am gleichen Ziel ausgerichtet sein.

Das erfordert einen regelmäßigen, intensiven Austausch aller beteiligten Institutionen und Dienste. Im Gemeindepsychiatrischen Verbund in Reinickendorf verständigen wir uns mit dem Sozialpsychiatrischen Dienst, der Klinik und anderen Einrichtungen und Diensten. Dabei stimmen wir auf Helferkonferenzen unser Vorgehen ab und legen mit anderen an der gemeinsamen Versorgungsverpflichtung Beteiligten fest, wer welche Aufgaben übernimmt. Im Rahmen dieses Hilfesystems bestehen wir auf verbindliche Absprachen, denn nur so können wir unserer Verantwortung für die von uns betreuten Menschen gerecht werden.

Eine offene und lernbereite Arbeitskultur schaffen
Psychosoziale Begleitung ist dann hilfreich, wenn die Mitarbeiter fachlich und menschlich geeignet sind, sowie die notwendige Unterstützung und Förderung erhalten. Eine solche Arbeitskultur zu schaffen, ist unsere tägliche Aufgabe.

Wer der Komplexität des Menschen gerecht werden will, braucht verschiedene Blickwinkel. Daher beschäftigen wir Mitarbeiterinnen mit unterschiedlichen professionellen Hintergründen. Sie haben z. B. soziale, therapeutische oder pflegerische Berufe erlernt. In den Betreuungssteams fügen sich so die einzelnen Perspektiven zu einem Gesamtbild zusammen.

Die wechselseitige Ergänzung wird zusätzlich durch Psychologinnen und die jeweili-gen Leiterinnen der einzelnen Bereiche unterstützt. Sie setzt sich fort im Wunsch, in der gesamten Organisation offen und kritisch miteinander im Gespräch zu sein. Unsere Mitarbeiterinnen werden in alltägliche und grundsätzliche Entwicklungsprozesse einbezogen.

Noch weitergehend wollen wir Anregungen und Hinweise von außen erhalten. Für uns eine Voraussetzung, um schädliche Routinen zu vermeiden und um sensibel gegenüber unseren Klienten zu bleiben.

Deshalb fordern wir von unseren Mitarbeiterinnen einen aufgeschlossenen Umgang mit anderen Sichtweisen. Sie müssen kooperieren können, über Berufsgruppe, Arbeitsfeld und Einrichtung hinaus. Daher sind uns nicht nur die fachliche Qualifikation wichtig, sondern auch Kenntnisse anderer Bereiche und die Bereitschaft, sich regelmäßig fort- und weiterzubilden. Die dazu notwendige Unterstützung zu gewährleisten, betrachten wir als wichtigen Bestandteil unserer Organisation.

Zusammen mit einer menschlichen Eignung ermöglicht das nicht nur ein verantwortungsvolles Handeln gegenüber den Klienten. Kompetentes Personal kann sich auch überzeugender für eine Verbesserung der sozial- und gesundheitspolitischen Bedin-gungen einsetzen.

Die Rahmenbedingungen konstruktiv mitgestalten
Wir versuchen aus knappen Ressourcen das Beste zu machen. Zugleich weisen wir Fachkreise und Politik auf Missstände hin. Wir wollen die Rahmenbedingungen im Sinne der beeinträchtigten Menschen verbessern helfen.

Die finanziellen Mittel für soziale Aufgaben sind begrenzt. Daher gehen wir sorg- und sparsam mit den vorhandenen Ressourcen um. Die Prioritäten setzen wir nach den Anliegen der Nutzer – und nicht den kurzfristigen Interessen unserer eigenen Organisation.

Andererseits wollen wir den Umgang mit den bereit stehenden Mitteln mitgestalten. In den dafür maßgeblichen Gremien der Bezirke engagieren wir uns für eine gerechte Verteilung der Ressourcen und für Lösungen, die Integration möglich machen. Die Zuständigen in der Politik und in den Institutionen der Rehabilitation erinnern wir daran, die besonderen Bedürfnisse unserer Klienten zu berücksichtigen. Zugleich achten wir darauf, dass dies nicht zu Lasten anderer hilfsbedürftiger Gruppen geht. Wir wollen keinen Wettbewerb der Schwachen. Die Lebenslage der betreuten Menschen zu verbessern ist nicht immer eine Frage des Geldes. Manchmal sind es auch eingefahrene Strukturen, die geeignete Lösungen verhindern. Deshalb beteiligen wir uns aktiv am Gemeindepsychiatrischen Verbund. Mit unserer fachlichen Kompetenz tragen wir hier zur Entwicklung der Verbundstrukturen bei.

Manche Rahmenbedingungen setzen der Verwirklichung unserer Leitideen Grenzen. Auch an diesen zu arbeiten, haben wir uns vorgenommen, wissend, dass Veränderungen mitunter viel Zeit brauchen.

Geschichte des Trägers

Am Anfang war die Klinik
Seit 1970 waren in der alten Bundesrepublik und mancherorts in der ehemaligen DDR lebhafte Diskussionen über die psychiatrische Versorgung in Gang gekommen, teils politisch unterstützt und initiiert, teils aus Fachkreisen vorangetrieben. Bis dahin fand für die chronisch kranken Menschen eine eher verwahrende Versorgung unter teils menschenunwürdigen Bedingungen in Großkrankenhäusern statt, während sich an den Universitätsklinika ein eher medizinisches Modell von Behandlung für akut kranke Menschen etablierte. Erste sozialpsychiatrische Impulse zielten daher auf die Verbesserung der Umstände in den Großkliniken, auf die Einführung von tagesklinischer Behandlung und auf die Etablierung von Angeboten für psychisch erkrankte Menschen außerhalb von Krankenhäusern.

Im Westteil Berlins hatte sich die Psychiatriereform in den verschiedenen Bezirken seit Mitte und Ende der siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts sehr unterschiedlich entwickelt. In einigen Bezirken waren neue Projekte initiiert worden; erste neue Einrichtungen wie Wohngemeinschaften, Kontakt- und Beratungsstellen und Übergangsheime entstanden. In Reinickendorf begann diese Entwicklung recht spät. Noch Mitte der 80er Jahre standen neben dem Sozialpsychiatrischen Dienst am Gesundheitsamt nur zwei Wohngemeinschaften, eine neu gegründete Kontakt- und Beratungsstelle sowie die große Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik zur Verfügung.

Die Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik (KBoN) war viele Jahre lang für mehrere Bezirke Berlins aufnahmeverpflichtet gewesen; erst nach und nach wurden neue psychiatrische Abteilungen an Allgemeinkrankenhäusern gegründet, die dann die Behandlung der Bürger ihres Bezirksübernahmen. In diesen Jahren befand sie sich, ähnlich wie viele andere große psychiatrische Fachkrankenhäuser im Übergang von der alten „Anstalt“ mit entsprechenden Strukturen (Stationen nach Geschlechtern getrennt, über 1200 Betten in verschiedenen Abteilungen, große arbeitstherapeutische Bereiche bis hin zur inneren Infrastruktur mit Laden, Friseur, Bibliothek u.a., um dauerhaftes Leben in der Anstalt zu ermöglichen) zu einem Krankenhaus, das die Behandlungsqualität in den Mittelpunkt der Arbeit stellt. Erst Mitte bis Ende der 80-er Jahre wurde die Klinik in den inneren Strukturen reformiert, Tageskliniken außerhalb des Klinikgeländes wurden eröffnet, die Stationen bildeten sich um, die personelle Situation verbesserte sich und es entstand das Bewusstsein, dass ein Krankenhaus kein Ort zum dauerhaften Leben sei.

Für nahezu alle schwer akut oder chronisch psychisch kranken Bürger des Bezirks Reinikkendorf mit über 250.000 Einwohnern bedeutete die damalige Situation des Mangels an Alternativen, entweder längerfristig in der Klinik behandelt zu werden, also dort zu leben, oder weiterführende Hilfen außerhalb Reinickendorfs in Anspruch nehmen zu müssen. Häufig wurden für Menschen mit längerem Behandlungsbedarf Plätze in Altenheimen, psychiatrischen Übergangsheimen oder in einer der schon recht zahlreichen Wohngemeinschaften irgendwo in Berlin gesucht. Für die davon betroffenen Menschen bedeutete dies in aller Regel, sich bei den Einrichtungen oder deren Trägern einem Bewerbungsverfahren um einen „Wohnplatz“ unterziehen zu müssen und selten in der Nähe ihres angestammten Lebensbereichs angemessene Hilfen erhalten zu können.

Im damaligen Bezirk Wedding, für den die KBoN ebenfalls das zuständige aufnahmeverpflichtete psychiatrische Krankenhaus war, standen zwar schon früh mehr Angebote als in Reinickendorf zur Verfügung, durch die „Bewerbungssituation“ waren aber auch in diesem Bezirk nicht wenige Menschen auf Hilfen in anderen Bezirken angewiesen. Seinerzeit waren diese Bewerbungsverfahren durchaus üblich, denn einer großen Zahl von hilfesuchenden Menschen stand nur eine geringe Zahl von Angeboten gegenüber.

Diese Angebote waren sehr häufig aus einem bestimmten Interesse von aktiven und engagierten Mitarbeitern und Studenten entstanden, die meist ein besonderes Konzept, also z.B. Hilfen für eine definierte Zielgruppe oder feste Regeln in der Wohngruppe, realisieren wollten. Diese Konzepte sollten dazu dienen, den Menschen, die sich auf die Wohngruppe einließen, im Sinne von Förderung und Rehabilitation möglichst intensiv zu helfen. Jede Art von einrichtungsbezogenem Konzept erfordert aber eine Auswahl von geeigneten Menschen für das Konzept. Daraus resultieren dann die Vorstellungsgespräche bei den Vereinen und in den Gruppen. Wer nicht ins Konzept passte, wurde eben nicht aufgenommen und musste weitersuchen. Daher war es nicht weiter verwunderlich, dass es gerade die Menschen mit vielfältigen Problemen sehr schwer hatten, ein geeignetes Angebot zu finden und deshalb oft in der Klinik bleiben mussten. Manche dieser Menschen kamen auf diese Weise zu Krankenhausaufenthaltsdauern von dreißig und mehr Jahren.

Neben den psychisch erkrankten Menschen lebte in der Klinik eine große Zahl von Menschen mit einer geistigen Behinderung, die im Laufe ihres Lebens aus Heimen, Kinderheimen – im Einzelfall auch aus Familien – in die Klinik gebracht worden waren, weil sie als „zu schwierig“ für „normale“ Heime galten und/oder von den Heimen nach einem Aufenthalt in der KBoN nicht wieder aufgenommen worden waren.

In ähnlicher Weise lebten in der Abteilung für Abhängigkeitskranke chronisch suchtkranke Menschen, die immer wieder rückfällig geworden waren und daher auch in Heimen nicht aufgenommen bzw. nach kurzer Zeit wieder in die Klinik zurückgebracht wurden.

Über die Grenzen denken
1985 gründeten nun einige Menschen in verantwortlichen Positionen für die Psychiatrie in Reinickendorf und im damaligen Wedding einen Verein, um mit dessen Hilfe an diesen Verhältnissen etwas zu ändern und eine Reihe von Aufgaben zu lösen. Zu diesen Menschen gehörten der ärztliche Leiter und der Verwaltungsleiter sowie verschiedene Abteilungsleiter der Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik. Sie waren gemeinschaftlich zu der Überzeugung gelangt, dass eine große Zahl der damals in der Klinik behandelten Menschen außerhalb des Krankenhauses leben könnten, wenn dort angemessene Arbeits-, Wohn- und Lebensräume zur Verfügung stünden. Der Grundidee zufolge sollten nicht Konzepte entwickelt und die passenden Menschen für diese Konzepte gesucht werden, sondern umgekehrt sollten für die psychisch kranken Menschen passende Konzepte entwickelt werden. Auch die für Gesundheit und Soziales verantwortlichen Bezirksstadträte in Reinickendorf und Wedding teilten diese Ideen; so beschlossen sie zur Lösung ihrer Aufgaben gemeinsam mit den Initiatoren die Gründung des „Träger e.V.“.

Die damaligen Vereinsgründer hatten aber nicht nur die Absicht, für die Langzeitpatienten neue Lebensräume zu schaffen, sondern sie wollten zugleich neue Strukturen zwischen der Klinik und den Einrichtungen und Diensten außerhalb des Krankenhauses entwickeln. In ihrer Vision sollten die Mitarbeiterinnen der Klinik eng mit den Einrichtungen und Diensten „draußen“ zusammenarbeiten und damit verhindern, dass erneut Menschen das Schicksal der Langzeitpatienten erleiden müssen. Erfolgreich konnte dieser Gedanke nur sein, wenn die Einrichtungen und Dienste in den Bezirken gemeinsam die Verantwortung für alle psychisch kranken Bürger übernehmen würden und deshalb für jeden Menschen immer wieder neu individuelle Behandlungs- und Betreuungskonzepte realisieren würden. Nicht die Menschen sollten sich den Konzepten anpassen müssen, sondern die Konzepte den Menschen.

Um diesen Gedanken umzusetzen, wurde in der Vereinsgründung bereits bei der Zusammensetzung der Vereinsmitglieder sorgfältig darauf geachtet, Mitarbeiterinnen der Klinik, meist in verantwortlicher Funktion, und Menschen aus der psychiatrischen oder sozialen Arbeit , die nicht in der Klinik, aber für die Bezirke Reinickendorf und Wedding tätig waren, zusammenzuführen. Wichtig war dem Verein die Begegnung von Menschen, die „drinnen“ oder „draußen“ arbeiten, von Fachleuten und Politikern, von Mitarbeiterinnen mit Leitungsaufgaben und Mitarbeiterinnen von der Basis, von Entscheidungsträgern und regionaler Öffentlichkeit. Er wollte mit dieser Zusammensetzung die Voraussetzung schaffen, Projekte, Haltungen und Entwicklungen durchsetzen und sich zugleich in hohem Maße transparent machen zu können. Der Verein blieb immer sehr klein, mehr als 12 Mitglieder nahm er nicht auf.

Diese Konstruktion erleichterte es in der Folge dann auch tatsächlich, Enthospitalisierungsprojekte für die ehemaligen Langzeitpatienten in ganz enger Zusammenarbeit der Klinik mit den Bezirken zu entwickeln. Zugleich aber konnte mit Hilfe dieser personellen Zusammensetzung auf grundsätzliche Strukturen in den Bezirken und in der Klinik eingewirkt und eine enge Verzahnung des Krankenhauses mit dem sogenannten „ambulant-komplementären“ Bereich geschaffen werden. Denn die Vereinsmitglieder trugen ja die Verantwortung für ihre Arbeitsbereiche und konnten daher die Gedanken, die im Verein erörtert worden waren, in ihre jeweiligen Arbeitsbereiche weitertragen.

Einfluss auf verschiedenen Wegen
Grundsätzlich tat „der Verein“ sehr wenig: In nahezu allen Fällen entstanden Ideen für Projekte bei Mitarbeiterinnen der Klinik oder außerhalb der Klinik vor dem Hintergrund ihres jeweiligen Arbeitsalltags. Die Rolle des Vereins beschränkte sich in den ersten Jahren sehr weitgehend darauf, diese Ideen aufzugreifen, auf bestimmte Strukturen bei der Projektentwicklung zu achten (z.B. Beteiligung aus der Klinik, den Sozialpsychiatrischen Diensten und aus anderen Bereichen außerhalb der Klinik, Herstellung einer möglichst breiten Fachöffentlichkeit in den Psychosozialen Arbeitsgemeinschaften, Integration der Sichtweise verschiedener Berufsgruppen) und die Projekte dann unter fortdauernder Beteiligung der Planerinnen zu realisieren. Manche Konzepte, z.B. das unserer ambulanten Betreuung psychisch kranker und suchtkranker Menschen, wurden in bezirklichen Gremien, in diesem Fall in der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft, in vielen Sitzungen diskutiert und entwickelt.

Diese relative Zurückhaltung des Vereins als Organisation war möglich, da die Vereinsmitglieder in ihren beruflichen Haupttätigkeiten mit der Weiterentwicklung der psychiatrischen Versorgung beschäftigt waren und die Vereinsziele daher auch in ihren eigenen alltäglichen Arbeitsbereichen integrieren konnten.

Auf diese Weise entstanden zahlreiche Einrichtungen des Vereins: Wohngemeinschaften für Menschen mit einer geistigen Behinderung und für suchtkranke Menschen waren die ersten Projekte, die erste Zuverdienstfirma für psychisch kranke Menschen in Berlin („die Biber“) und ein Übergangsheim entstanden in rascher Folge. Weitere Wohngemeinschaften sowie ein Heim für Menschen mit einer geistigen Behinderung mit hoch integrativem Anspruch (Wohnungen mitten in einer Wohnanlage des sozialen Wohnungsbaus) wurden eröffnet. Der Sozialpsychiatrische Dienst Reinickendorf entwickelte, begleitete und verantwortete ein Projekt zur Hauspflege von psychisch kranken Menschen, das später im Sinne von Integration an Sozialstationen abgegeben wurde. Die erste Wohneinrichtung für chronisch suchtkranke Menschen, die den Konsum von Alkohol nicht mit Kündigung „bestraft“, entstand auf diese Weise als Antwort auf bestehende Konzepte. Nahezu gleichzeitig wurde mit dem Aufbau von ambulanten Betreuungsformen begonnen, wobei hier das Prinzip der Trennung von Betreuung und Wohnung, auch auf vertraglicher Grundlage, von Beginn an konsequent umgesetzt wurde. Mit dieser Struktur konnte auch eine große Zahl von Menschen, die viele Jahre auf der Langzeitstation der für Reinickendorf zuständigen Abteilung gelebt hatten, mit auch z.T. sehr intensiver Betreuung in Mietwohnungen an verschiedenen Standorten im Bezirk einziehen.

Schon sehr früh haben sich die ersten Einrichtungen des Vereins dem sog. Pflichtversorgungsauftrag gestellt. Sie nahmen daher bewusst Abstand von den sonst üblichen „Bewerbungsverfahren“ und stellten sich dem Anspruch, grundsätzlich ihre Leistungen den Menschen zur Verfügung zu stellen, die der Hilfe und Betreuung am dringendsten bedurften. Wer dies war, konnte nur gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen der Klinik, der Sozialpsychiatrischen Dienste und der anderen entstehenden oder schon vorhandenen Organisationen beurteilt werden. Aus der Notwendigkeit, sich untereinander über die Hilfebedürftigkeit der Klienten abzustimmen, entstanden die Vorläufer der heutigen Fallkonferenzen oder Steuerungsrunden. Mit diesem Anspruch, der sehr weitgehend realisiert werden konnte, wurden vielfältige Erfahrungen mit der Umsetzung der regionalen Versorgungsverpflichtung gemacht. Als ein Beispiel mag hierfür dienen, dass Patienten aus dem Maßregelvollzug vom Beginn des Übergangsheims an zum aufzunehmenden Personenkreis gehörten, wenn sie aus Reinickendorf oder Wedding stammten.

Schon die Form der gemeinsamen Planung und fortdauernde Beratung, später die einrichtungsübergreifende Belegungssteuerung hatten Rückwirkungen auf die anderen Einrichtungen und Dienste in den Bezirken. Es konnten sich so Ansätze zu einer bezirksweiten Haltung in der psychiatrischen Arbeit herausbilden, die die traditionellen Grenzen der Institutionen ein wenig überwand. Diese Entwicklung mündete schließlich in der Vereinbarung von gemeinsamen Qualitätsstandards für die psychiatrische Arbeit im Gemeinde-psychiatrischen Verbund und der Gründung des Gemeindepsychiatrischen Verbund Reinickendorf e.V. als einer verbindlichen Vereinbarung der psychiatrischen Akteure im Bezirk.

Aus der Erfahrung in Reinickendorf, dass die eindeutige Zuordnung von Verantwortung für ein Einzugsgebiet und/oder ein Arbeitsfeld (z.B. tagesstrukturierende Hilfen oder Betreutes Wohnen) den Trägern die Beteiligung an der Versorgungsverpflichtung erleichtert, war der Verein auch bereit, Einrichtungen an andere Organisationen im Wedding zu übertragen. Diese Bitte war an ihn herangetragen worden, um auch dort bezirkliche Strukturen zu schaffen, die eindeutige Verantwortungsbereiche definieren sollten. Da das Übergangsheim bis dahin sowohl für Reinickendorf wie auch für Wedding zuständig gewesen war, wechselten 10 Bewohner und einige Mitarbeiterinnen des Übergangsheims räumlich und materiell zu einem Träger im Bezirk Wedding. Auch die Zuverdienstfirma „die biber“, die im Wedding liegt, wurde an eine andere Organisation übertragen.

Rechtsformänderung
Im Jahr 2004 beschloss der Verein, seine Rechtsform zu ändern. Aus dem ursprünglich kleinen Verein war nach 15 Jahren ein Betrieb mit über 200 Mitarbeiterinnen gewachsen. Schon seit 1989 wurden die Geschäfte von einem hauptamtlich angestellten und seit Anfang der 90-er Jahren generalbevollmächtigten Geschäftsführer geleitet. Dennoch steht in einem Verein der Vorstand immer für alle Geschäfte mit in der Haftung. Im Rahmen einer vertrauensvollen Zusammenarbeit war diese Rechtskonstruktion über viele Jahre trag- und leistungsfähig.

Durch persönliche Veränderungen, nicht zuletzt durch das Ausscheiden einiger Vorstandsmitglieder aus dem Verein oder aus dem aktiven Berufsleben, wurde aber die Neubestimmung der Rechtsform notwendig. Der Verein hat sich nach ausführlicher Diskussion zu einem ungewöhnlichen Schritt entschlossen: Der e.V. wandelte sich im Sommer 2004 in eine gemeinnützige GmbH um. Aus den Vereinsmitgliedern wurden Gesellschafter. Durch diesen Schritt konnte die Rechtsform der Realität angepasst und zugleich die Kontinuität aller handelnden Personen gewährleistet werden.

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